Smarte Textilien überwinden technologische Grenzen und können dabei mit dem Träger nicht nur kommunizieren, sondern auch interagieren. Sie übernehmen neue Aufgaben im Sport, Industrie, Gesundheitswesen, Militär-, Automobil- und Lifestylebereich. Smarte Textilien sind in innovativen Speziallösungen zu finden, wie zum Beispiel im Bereich von Smart Home, Smart City, Living Walls und Medizintextilien. Der Wirtschaftszweig der Textilindustrie wandelt sich stetig, dieser Trend nennt sich: intelligente Textilien oder „Smart Textiles“. Hier ist die Integration von elektronischen Komponenten in Textilien gemeint, mit dem Ziel, diese mit neuen Funktionalitäten auszustatten. Die dabei erfassten (Gesundheits-)Daten der Anwender bergen datenschutzrechtliche Problemstellungen in der Produktentwicklung in sich. Gerade die Datensicherheit muss bei der Entwicklung berücksichtigt werden.
Datenschutzfolgenabschätzung bei „Smart Textiles“
Bei der Entwicklung von „Smart Textiles“ stellt sich die Frage, wie und ab welchem Zeitpunkt während eines Produktentwicklungsprozesses das Produkt selbst oder der Prototyp nach den Grundprinzipien des „Datenschutzes durch Technik“ zu evaluieren ist. Dies insb deshalb, weil Hersteller und Produzenten nicht unmittelbare Normadressaten der DSGVO sind, sich aber dennoch eine mittelbare Vorfeldwirkung zur Einhaltung der Grundsätze auf deren Marktangebot niederschlägt. Art 25 Abs 1 DSGVO fordert zudem die Durchführung einer Risiko- und Folgenabschätzung (sog. Datenschutzfolgenabschätzung) durch den Verantwortlichen, die die Eintrittsschwere und -wahrscheinlichkeit, der mit der Datenverarbeitung verbundenen Risiken für die Betroffenen beurteilt. Einem „Testing“ mit Echtdaten von Probanden sollte dementsprechend bereits eine Risikobewertung vorangegangen sein. Die daraus abzuleitenden Maßnahmen sollen schlussendlich Eingang in den weiteren Produktentstehungsprozess finden.
Die Entwicklung von neuen Verarbeitungsverfahren, aufbauend auf traditionellen Konzepten wie textilbeschichteten elektronischen Geräten oder dem Arbeiten mit leitfähigen Metallgarnen, schreitet rasch voran.
Univ.-Prof. Dr. Tung Pham
Leiter des Forschungsinstituts für
Textilchemie und Textilphysik an der Universität Innsbruck
„Privacy by Design“ von der Faser bis zum Bekleidungstextil
Smart Textiles bedürfen einer besonderen Prüfung (sog. Datenschutzfolgenabschätzung) wenn es um den Datenschutz geht. Sobald personenbezogene Daten verarbeitet werden, muss bereits in der Phase der Entwicklung darauf geachtet werden, die Anforderungen des Datenschutzes zu berücksichtigen. Wird ein Produkt mit dem Ansatz «Privacy- by-design» erstellt, erhöht dies die Akzeptanz beim Kunden und ein höherer Marktpreis kann erzielt werden. Sich mit «Privacy-by-design» auseinanderzusetzen, ist ein Muss, wenn es sich beim Smart Textile um eine nachhaltige Produktentwicklung handeln soll.
Tien, Karin; Pham, Tung (2018): Technische Textilien: Die neuen Stoffe aus denen Datenträume bestehen.
In: Dako – Datenschutz konkret 24/2, pp. 35 – 36.
Dietl, Karin (2020): Technische Textilien: Datenschutz und Smart Textiles – Privacy by design für Fashion-Tech
In: TextilPlus Ausgabe 07/08 2020 pp 28 – 31.