10. Februar 2021

Einführung – Corporate Digital Responsibility (CDR)

All zu oft hört man: Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts! – aber kann jede/r diesen Rohstoff auch nutzen und verwerten? Leider nein! Unternehmen tragen Verantwortung für die Auswirkung ihres Handels auf die Gesellschaft, im engeren Sinne auf die Betroffenen. Die Digitalisierung ändert die Art und Weise wie gelebt und gearbeitet wird. Deshalb muss das Verständnis der Unternehmensverantwortung um die „digitale Dimension“ erweitert werden. Dabei ist es besonders wichtig einen internen und externen Betrachtungswinkel zu verfolgen. Gesellschaftliche Wertvorstellungen zu analysieren (Außenansicht) und die Wettbewerbsbedingungen sowie das eigene unternehmerische Handeln (Innenansicht) damit in Einklang zu bringen, führt zu einem holistischen Ansatz, der einen integrativen und interdisziplinären Prozess benötigt.

Ähnlich wie bei der Corporate Social Responsibility (CSR) Anfang der 2000er-Jahre ist noch nicht klar, welche Handlungsfelder im konkreten von der CDR abgedeckt werden sollen. Diese junge Disziplin ist eng verwoben mit den technologischen Entwicklungen und stetigen Meinungswandel der Betroffenen (Beispiel: Zustimmung zur Videoüberwachung im Öffentlichen Raum beeinflusst durch Terroranschläge). Es bleibt also spannend Handlungsbedingungen der Unternehmen mit jenen Erwartungen der Stakeholder abzustimmen und im Laufe der Jahre anzupassen. Wir gehen davon aus, dass ähnlich wie bei der CSR ein normativer Rahmen (Stichwort: OECD Leitsätze, UN-Leitprinzipien, ILO Norm, Erklärung der IAO) zukünftig für die CDR entwickelt werden. Derzeitige Leitfäden, Reporting- und Ratinginstrumente dienen jedenfalls bereits einer ersten Orientierung.

„Corporate Digital Responsibility zeigt, worauf es auch im digitalen Zeitalter ankommt: Unternehmensverantwortung. Unternehmenshandeln sollte menschen- und werteorientiert sein, um eine der wichtigsten Währungen in der digitalen Welt zu stärken: Vertrauen.“

Christine Lambrecht – Bundesjustizministerin Deutschland 2020

Für Organisationen stellt sich die Frage: Wo liegen notwendige Handlungsfelder? Welche Instrumente können hilfreich sein? Welche Erfahrungswerte (lesson learned) bestehen bereits? Und wie kann CDR im unternehmerischen Alltag praxisnah funktionieren? Zukünftig wird es wichtig werden die Entwicklungsschritte einer möglichen Gesetzgebung im Auge zu behalten. Denn die Frage der Überprüfbarkeit von CDR wird verbindliche Regelungen als Ordnungsrahmen verlangen. Dabei spielt die Diskussion über Digitale Ethik eine wesentliche Rolle. Sie bestimmt die prinzipielle Richtung für die Gestaltung von Gesetzen, Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten. Mit der CDR sind somit mehrere Perspektiven zu beleuchten um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und darauf aufbauend solide Regelungen treffen zu können.

Verantwortung im digitalen Wandel

Die Corona-Krise hat in den letzten Monaten gezeigt, dass digitale Lösungen einen Schlüsselfaktor darstellen und neue Chancen bieten können. Aber auch, dass negative Auswirkungen stets mitgedacht werden müssen.

Was darf nun unter CDR verstanden werden? Die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und Sicherstellung der Datensicherheit ist ein Aspekt, man versteht unter CDR ein weitaus breiteres Feld der Unternehmensverantwortung. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz und Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt sind zwei weitere Beispiele für Handlungsfelder. Der Grundsatzgedanken der CDR richtet sich daran Schaden zu vermeiden oder in Grenzen zu halten (beispielsweise bei Dilemma-Situationen), die gesellschaftlich akzeptabel sind. Dies soll das Vertrauensband zwischen der Organisation und den Betroffenen stärken auf einer digitalen und analogen Ebene.

Die Entwicklung von Prinzipienkatalogen lässt Organisationen wesentliche Punkte einer ethischen Verantwortung im digitalen Spektrum erkennen. Da die Digitale Transformation eine gesellschaftliche Zusammenarbeit voraus setzt, bleibt der Faktor Vertrauen ein Schlüsselbegriff. Digitalethische Fragestellungen haben einen immensen Einfluss auf die Ausrichtung von Organisationen (Stichwort: Kultureller Wandel). Heutzutage ist eine Datenverarbeitung schlichtweg nicht mehr wegzudenken. Der Einfluss der Industrie 4.0, Robotik, KI, Big Data und Plattformökonomie muss nachhaltig gestalten werden, nur so können in deiner VUCA-Welt (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) Implementierungskosten gering gehalten und ein werteorientierter Ansatz genutzt werden. Die Frage der Digitalverantwortung betrifft fast jede Organisation damit die Besonderheiten der Digitalisierung berücksichtigt werden können.

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